Ankommen

Ankommen im Atem: „Ich atme ein. Und ich komme zur Ruhe. Ich atme aus. Und lächle. Heimgekehrt in das jetzt wird dieser Moment ein Wunder.“ (Thich Nhat Hanh)

Jeden Tag atmen wir bewusst oder unbewusst ein und aus. Der Atem begleitet uns das ganze Leben. Ohne Atem kein Leben. Und trotzdem schenken wir diesem nur wenig Beachtung. Wann hast Du das letzte Mal Deinen Atem beobachtet? Er ist so sehr selbstverständlich und Teil unseres Lebens, dass wir ihm kaum unsere Aufmerksamkeit schenken. Dabei lohnt es sich sehr, die Konzentration auf den Atem zu richten. Der Atem drückt aus, wie wir uns fühlen und ist nicht nur mit dem Körper verbunden, sondern auch mit dem Geist. Er wird flach und schnell, wenn wir aufgeregt oder angespannt sind. Ein Seufzen kann Erleichterung oder aber auch Anspannung, ein Gähnen den Bedarf an mehr Sauerstoff oder Müdigkeit anzeigen. Beim Lachen und auch beim Weinen atmen wir stoßweise aus. Sind wir erkältet reinigt sich der Körper durch Husten oder Niesen.

Haben wir gelernt wieder richtig und bewusst zu atmen, so kann dies gesundheitliche Vorteile, wie zum Beispiel die Stärkung des Immunsystems nach sich ziehen. Ein Gefühl von Entspannung und Glück kann sich einstellen, weshalb Atemübungen bei der Bewältigung von Stress hervorragend helfen.

Nun fragst Du dich bestimmt, was es da noch zu lernen gibt. Aber im Yoga werden eine Vielzahl von Atemtechniken und -übungen gelehrt (im Yoga Pranayama genannt), die es dir ermöglichen besser zu atmen und Einfluss auf den Atem zu nehmen und ihn zu regulieren. Pranayama heißt übersetzt „Kontrolle der Lebensenergie“. Mittels der Atemübungen findest du Zugang zu deiner Lebensenergie (Prana genannt) und kannst sie in deinem Körper erhöhen. Ist dein Prana aufgefüllt, fühlst du dich energiegeladen, positiver, entspannter. Im Gegenzug können Gefühle von Angst, Unsicherheit, Stress ein Zeichen eines geringen Pranalevels sein.

Die Zielgruppe entscheidet

Je nach Zielgruppe und Lebenssituation ist es sinnvoll die Atemübungen entsprechend anzupassen. Aber prinzipiell kann jeder selbst entscheiden, ob eher beruhigende, ausgleichende oder aktivierende Übungen die Praxis bereichern sollen.

Im Schwangerenyoga stehen entspannende und ausgleichende Atemtechniken im Vordergrund. Der Fokus liegt hier ganz klar dabei auf der Atemwahrnehmung, darauf sich mit dem Atem zu verbinden und sich so auf die bevorstehende Geburt vorzubereiten, Atemtechniken zu erlernen, die während der Geburt hilfreich sind und darum mit dem Atem zu arbeiten. Die richtige Atemtechnik ist für die Wehen eine der wichtigsten Grundlagen bei einer Geburt. Es werden nicht nur die Wehenschmerzen gelindert, sondern das Baby im Bauch wird mit ausreichend Sauerstoff versorgt. So kann der Atem ein wunderbarer Begleiter für Dich und Dein Baby auf dem Weg der Geburt sein.

Beim Mama-Baby-Yoga und dem Yoga für die Frau liegt der Fokus einerseits darauf den Ausgleich zu einem ggf. anstrengenden Alltag mit Kind(ern) und/oder Beruf und anderseits darum Energie aufzuladen, um kraftvoller durch den Tag zu gehen. Dabei können Atemübungen einen wesentlichen Beitrag leisten. Gleichzeitig ist die Arbeit mit dem Beckenboden ein essentieller Bestandteil meiner Kurse. Und dies funktioniert sehr gut mit dem Atem, da das Zwerchfell und der Beckenboden in enger Verbindung miteinander stehen.

Kleinere Kinder benötigen in der Regel nur wenig Anleitung für den Atem. Sie atmen noch sehr intuitiv. Trotzdem können auch Kinder schon Atemübungen, wie z.B. die tiefe Bauchatmung oder Bhramari (Bienenton) praktizieren und so mit ihrem Atem bewusst in Kontakt kommen, sich energetisch aufladen und ihre Konzentration steigern. Sind die Kinder größer kann Pranayama, wie auch bei den Erwachsenen praktiziert, die Yogastunden bereichern. Dies dann allerding weniger intensiv und kürzer.

Den Atem mit der Bewegung und der Yogastellung in Einklang bringen

Eine einfache Regel, die Dir v.a. am Anfang erleichtert, sich auf die bewusste Atmung einzulassen und sie besser wahrzunehmen, lautet: Immer dann einatmen, wenn Du Dich ausdehnst, streckst, nach hinten beugst, aufrichtest oder die Brust weit wird. Der Ausatem begleitet die Bewegung, während der Rücken rund wird und die Bauchgegend sich zusammenzieht, wie beispielsweise bei Vorbeugen oder die Wirbelsäule verdreht wird. Beendest Du deine Stellung, dann atme hier vorher aus und kehre in deine normale Haltung zurück. Halte den Atem während des Übens nicht an, außer du hast die Aufforderung dazu bekommen. Das Atemanhalten in einer Stellung geschieht meist bei zu großer Anstrengung in einer Yogastellung. Wenn Du wahrnimmst, dass du unbewusst den Atem angehalten hast, dann versuche den Atem wieder frei fließen zu lassen oder weniger intensiv zu praktizieren, so dass Du noch tief und gleichmäßig atmen kannst.

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